Von Liebe und Fortpflanzung
Kinder kennen die Wahrheit, weil sie reinen Herzens sind. Das erfährt man immer wieder, wenn man mit ihnen zusammen arbeitet. Im letzten Schuljahr stand in meiner 5.Klasse in Biologie gerade das Thema Fortpflanzung auf dem Lehrplan. Ich wollte die Kinder an das Thema heranführen, indem ich sie aufzählen ließ, welche Organsysteme des Menschen wir bereits behandelt hatten und welche noch nicht. „Es gibt da eine wunderbare Erfindung der Natur, ohne die wir alle hier nicht sitzen würden – uns gäbe es gar nicht …“, sagte ich. In der ersten Reihe fingen einige Schüler an zu schmunzeln, in der letzten Reihe senkten sich die Köpfe und in der Mitte saß Jochen, der eifrig seine Hand gen Himmel streckte, bis ich ihn aufrief. „Die Liebe!“, sagte er und strahlte mich an. Ich kam mir ganz schön dumm vor, den Rest der Stunde auf irgendwelchen ollen Fortpflanzungsorganen herum zu reiten, nachdem dieser Junge doch schon alles gesagt hatte, was es im Leben zu wissen gibt.
In diesem einen Wort – Liebe – liegt soviel Absolutheit, dass jeder Zusatz, jeder Kommentar und jede Erläuterung es nur schwächen würde. Man erlebt im Lehrberuf immer mal wieder erhellende Momente und lustige Überraschungen vor allem mit den jüngeren Schülern, die noch keine Maske tragen. Aber dieses Erlebnis gehört zu meinen allerschönsten. Ohne Liebe gäbe es uns wirklich nicht…